Toiletten Vergleich
fürs Wohnmobil
Es gibt doch kaum essentiellere Dinge im Leben als zu Essen. Es werden weite Reisen in ferne Kulturen aufgenommen und eine der Hauptfragen an die Rückkehrenden ist doch immer: Wie war das Essen in diesem und jenem Land? Und so beglücken wir Reisende unseren Gaumen mit allerlei köstlichen kulinarische Delikatessen aus aller Länder, aber den nicht verwertbaren Teil muss unser Körper früher oder später retournieren. In einem Gebäude mit festem Wasser- und Kanalisationsanschluss macht sich kaum jemand Gedanken über die Entsorgungen seiner Ausscheidungen, da dies voll automatisiert geschieht. Anders sieht es hier bei Wohnmobilisten und Vanlifern aus. Hier steht man plötzlich vor einer ganzen Bandbreite an neuen Herausforderungen und Anforderungen, sowohl aus technischer Sicht und bei dem einen oder anderen auch aus psychischer Sicht.
Wenn wir nun also die fröhlichen Busch- und Waldgänger mit den versteckten Klopapierrollen in der einen und dem Klappspaten in der anderen Hosentasche ausklammern, bleiben also noch alle anderen übrig, welche keine notdürftige Lösung für die Notdurft brauchen.
Wohnmobil mit WC (Worst Case)
Viele Fahrer von fertigausgebauten Wohnmobilen mussten leider schon höchst grenzwertige Erfahrungen sammeln bei der Entleerung ihrer Toiletten Cassette, bei dem der „Schwarzwasserstrahl“ in einem äußert ungünstigen Winkel auf eine Kante oder dergleichen eintraf und einem die Beine liebevoll besprenkelte. Oder führte beispielsweise der etwas erhöhte Druck des Reinigungsschlauches schon gerne dazu, dass restliche Brühe aus der Cassette in Richtung Gesicht des Thedford Opfers zurückgeschickt wurde. Nicht schön, aber shit happens.
Wer kennt es nicht? Man fährt durchs Land, steht hier, steht da, das Essen mundet, die Darmtätigkeit ist intakt, auch die Blase funktioniert und plötzlich, oder eigentlich ganz schnell bei Cassetten-Toiletten, schreit die Cassette und leuchtet rot, da sie sich bereits am Rande der Kapazitätsgrenze befindet. So mancher hat ne Reserve-Cassette dabei, aber auch da geht’s, je nach Zahl der Reisenden schnell bis das Lämpchen wieder leuchtet und die Suche nach passenden Ablassstationen ist müßig und umständlich.
Und wenn wir jetzt noch an die Chemie denken, welche normalerweise in die Cassette gefüllt werden soll… Lassen wir das lieber.
Denke ich an unsere ersten Jahre im Wohnmobil mit „Standard“ Toilette (also Thetford-Cassette) zurück, so fallen mir mehrere Punkte auf, welche ich als überaus negativ empfand:
- Kurze Wohnmobil-Autark-Zeit, weil Cassette schnell voll durch Mischung von Festem und Flüssigem und Wasser
- Verbraucht Wasser durch Spülung (Wasser ist im Van / Wohnmobil ein knappes Gut!)
- Ausgelegt für Benutzung von Chemie Produkten
- Wenig Womo Autarkie, weil Entleerung nur an passenden Stationen möglich
- zum Teil unschöne Erlebnisse beim Entleeren durch „Schwarzwasserspritzer“
Um nicht im Negativem zu verhaften, sondern um konstruktiv und positiv an eine Lösung zu gehen, ergeben sich hieraus folgende Anforderungen an ein Toilettensystem für Vanlifer und Wohnmobilisten:
- Lange Entleerungsintervalle
- Frei von Chemie
- Wasserlos
- Geruchslos!
- Einfache Entsorgung
- Keine Verwendung und Verschwendung unnötiger Ressourcen
Nun bietet der Markt neben der besagten Thetford Variante folgende Lösungen für einen Ort der Ruhe und Ausgeschiedenheit an:
Cinderella Verbrennungstoilette Preis: etwa 4000€ (ohne Einbau)
Positiv:
- Kein Verbrauch von Wasser
- bei viel Solarenergie auch mit Strom betreibbar
- geringer Platzverbrauch und kein Fäkalientank nötig
Der shit ist der Burner! Aber leider nicht für uns und das aus folgenden Gründen:
- hohe Anschaffungskosten von etwa 4000€
- Gasverbrauch für den Verbrennungsvorgang (ca. 180g pro Verbrennungsvorgang), dadurch nicht ressourcenschonend, wenn im Gasbetrieb
- hohes Eigengewicht von ca. 20kg
Clesana Toilette
Preis: etwa 1200€ (ohne Einbau)
Positiv:
- hygienisch steril
- Flüssiges und Festes ist geruchsdicht und sicher verpackt
- geringer Platzverbrauch und kein Fäkalientank nötig
Der Ursprung für diese Technik ist tatsächlich aus der Medizin stammend. Bei dieser Toilette werden alle Hinterlassenschaften, ob flüssig oder fest komplett dicht im Beutel eingeschweißt.
Kommt uns aber leider nicht in die Tüte. Und das aus folgenden Gründen:
- Wir sprechen hier von einem Plastikbeutel pro Toilettengang, egal ob Groß oder Klein, Wenig oder Viel. Umweltschutz und Ressourcenschonung sehen für uns anders aus.
- Zudem kostet ein Beutel im Schnitt 60 Cent. Das verursacht Kosten bei uns als 6-Köpfige Familie mit durchschnittlich 3 Toilettengängen pro Kopf pro Tag: 10,80€ Tag / 324€/ Monat und 3888€ im Jahr und dazu noch jährlich als Vanlife Familie 6570 Plastikbeutel.
Zerhacker Toilette
Preis: etwa 1000€ (ohne Einbau)
Positiv:
- keine Chemie nötig
- keine gruselige Cassetten-Entleerung
Zum Häckseln geschaffen. Bei dieser Variante wird alles, was reinkommt, liebevoll zerhackt mit Wasser gemischt und in einen Fäkalientank oder auch Abwassertank geleitet. Wir zerhacken lieber weiter Gemüse und leiten es zum Mund. Und zwar aus diesen Gründen:
- Wasserverbrauch! Ein Spülgang wird mit 0,5l – 2,2l angegeben. Wir wissen doch alle, dass das Wasser knapp ist. Vor allem im Wohnmobil. Eine schnelle Rechnung hinten dran. 6 Menschen 3 Toilettengänge/Tag sind zwischen 9 und 39 Litern frisches Wasser am Tag!, welche zusätzlich verbraucht werden.
- Zudem stellen wir uns die Entsorgung eines prall gefüllten Fäkalientanks irgendwie nicht so schön vor. Auch das Autarkieintervall nimmt stark ab, da der Abwassertank nur begrenzte Kapazitäten hat und ein 100 Liter Tank könnte rechnerisch nach 2,5 Tagen voll sein. Und das ohne das normale Abwasser hinzuzurechnen.
Thetford Indus
Preis: keine Angabe, bisher nicht für den Endkunden verfügbar
Positiv:
- Grauwasser wird sinnvoll genutzt zum Spülen der Toilette.
- Schwarzwasserspritzer gehören der Vergangenheit an. ByeBye Cassetten-Entleerung.
Insgesamt beschreibbar als die bessere Zerhacker-Toilette. Kein Frischwasser wird mehr verschwendet für die Toilettenspülung, es sei denn der Grauwassertank ist noch nicht befüllt. Aber leider für uns keine echte Alternative, weil:
- Verwendung von Chemie für Schwarz und Grauwassertanks
- Spezielle Kartuschen (30€) müssen alle 4 Wochen getauscht werde, Die Verfügbarkeit in vielen Ländern ist wahrscheinlich eingeschränkt
- Der Pluspunkt der Entsorgung kann auch ein Nachteil sein, da die Entsorgung auf Grund der Bauweise nur an Entsorgungstationen möglich ist, ansonsten muss noch zusätzlich ein „Discharge“ Tank mitgeführt werden.
Trockentrenntoilette
Preis: von ca. 90€ bis ca. 1100€
Positiv:
- komplett Wasserfrei
- komplett frei von Chemiezusätzen
- lange autarke-Wohnmobil-Zeit (natürlich je nach Umsetzung)
Unsere Wahl: Die Trockentrenntoilette. Die Trockentrenntoilette erfüllt alle von uns gestellten Anforderungen an ein optimales Toilettensystem für lange autarke Wohnmobil Stehzeiten, bzw. wie in unserem Fall, das dauerhafte Leben im Wohnmobil.
Bei der Umsetzung sind kaum Grenzen gesetzt, so kann man sich für fertige Modelle, wie das von Nature’s Head entscheiden oder man wählt einen Bausatz von Kildwick. Es ist aber auch möglich komplett selbst zu bauen und nur den Trenneinsatz von beispielsweise Separett zu verwenden.
Wir haben uns für einen Trenneinsatz von Trelino mit passendem Klodeckel von HARO entschieden.
Der Korpus wurde selbst gebaut und an die Form der Nasszelle angepasst. Für den Feststoff verwenden wir einen Eimer, welcher perfekt durch die vorhandene Serviceklappe der alten Cassetten-Toilette passt und somit von außen zu entnehmen ist. Für das Flüssige nehmen wir einen Standard Weithalskanister mit 19l Fassungsvermögen mit entsprechenden Rohren und Fittings.
Entleerungsintervall etwa alle 4-7 Tage.
Wie wir unsere 2. Trenntoilette selbst gebaut haben und warum unsere Lösung absolut perfekt ist, erfährst du hier.
Du möchtest eine individuelle Toiletten-Lösung für dich und dein Fahrzeug? Wir helfen dir gerne bei der Planung und Umsetzung.