Ein autarkes Wohnmobil ist ein gutes Wohnmobil
Autarkie auf Reise
Sicherlich ist der Ausspruch etwas übertrieben, aber es bringt den Gedanken auf den Punkt. Wenn du unabhängig bist von Versorgungsmöglichkeiten, dann erleichtert das sehr viel in deinem täglichen Leben im Wohnmobil. Du musst nicht ständig auf der Suche sein nach der nächsten Wasserstelle oder nach der nächsten Stelle zum Entleeren der Toiletten-Cassette. Oder du musst nicht Strom sparen, weil es den dritten Tag in Folge geregnet hat. Damit all dies nicht passiert, wird dir dieser Beitrag zur Seite stehen und so gut wie möglich auf das reale Leben vorbereiten. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch in diesem Beitrag auf der Stromversorgung und dem jeweiligen Bedarf.
Außerdem ist es natürlich genauso gut möglich einen Wohnwagen autark zu bekommen. Es ist meistens im Grunde eins zu eins übertragbar.
Wasser des Lebens
Das wichtigste, was ein Mensch zum Leben braucht, ist Wasser. Zwei Arten von Wasser gibt es: Trinkwasser und Brauchwasser (z.B. fürs Waschen, Spülen etc.). Nun gibt es zwei Möglichkeiten das System im Wohnmobil aufzubauen:
- Die beiden Systeme werden getrennt voneinander: Das Trinkwasser wird zum Beispiel über den Kauf von Flaschen gelöst und in den Tank kommt das Brauchwasser.
- Die beiden Systeme werden zusammengelegt: Damit entsteht die Aufgabe, das Wasser, welches in den Tank kommt, vorher zu filtern, sodass das Wasser keimfrei, sauber und trinkbar wird.
Die 1. Variante ist sicherlich die einfachste und praktikabelste. Es ist aber für den Wassertank und seine Sauberkeit von Vorteil, wenn nur gefiltertes Wasser hineinkommt, was für die 2. Variante sprechen würde.
Wenn du ein bisschen handwerkliches Geschick hast, dann lässt sich eine selbstgebaute, vorgeschaltete Osmoseanlage oder Filteranlage, wie zum Beispiel den Alb Filter leicht realisieren.
Toilette und das Geschäft des Tages
In den meisten Wohnmobilen werden normale Cassetten-Toiletten eingebaut sein. Erscheinen sie für den normalen Campingbesuch noch praktisch, wird man schnell merken, dass sie weit davon entfernt sind, autark zu sein. Bei nur zwei Personen fangen sie schon nach wenigen Tagen an zu riechen und müssen geleert werden. Auch die Porta Pottis zielen auf das gleiche System ab und sind noch weniger praktikabel als die Cassettenklos von Thetford oder Dometic.
Erst die Trenntoiletten machen eine praktikablere Entsorgung und eine zeitliche Ausdehnung der nächsten Leerung möglich. Hierbei wird flüssig von fest getrennt. Trenntoiletten können sogar relativ einfach selbst gebaut werden und sind somit auch preislich eine gute Alternative. Schau dir gerne auch unseren Selbstausbau dazu an.
Neuerdings sieht man hier und da auch mal eine Verbrennungstoilette. Ein Entleeren ist hier sehr selten nötig und wenn, dann bleibt nur Asche übrig. Das Entsorgen ist somit sehr angenehm. Das hat allerdings auch seinen Preis (derzeit so um die 4000 Euro) und es müssen so einige Voraussetzungen für den Einbau und die Benutzung erfüllt sein, wie zum Beispiel Gasanschluss, Stromanschluss und ein Lüftungsrohr nach außen. Willst du mehr über Toiletten und eine Aufstellung aller Möglichkeiten inkl. Trockentrenntoilette sehen, dann klick hier.
Heizung- Die Wärme an kalten Tagen
Die meisten Heizungen in Wohnmobilen sind luftgeführte Gasheizungen, wie z.B. die sehr gute Truma. Das heißt, dass durch das Verbrennen des Gases die Luft erwärmt wird und so das Wohnmobil geheizt wird.
Es gibt aber auch wassergeführte Heizungen, die zuerst das Wasser in einem Kreislauf erhitzen und dieses warme Wasser gibt dann die Wärme an die Raumluft ab. Eine Alde 3000 stellt hier für Wohnmobile ein perfektes System dar.
Egal welches System, beide laufen meistens mit Gas aus einer Gasflasche. Es ist aber auch möglich, dass man Diesel als Energieträger nimmt. Dieselheizungen haben den Vorteil, dass man den Dieseltank anzapfen kann und keine Gasflaschen mitführen muss. Unterstützend arbeiten beide Systeme mit Strom, zum Beispiel das Gebläse oder auch der Zuheizer. Seltener arbeiten die Heizungen nur mit Strom. Meistens ist das nur bei einem festen 220V Anschluss möglich.
Jedes System hat seine Vor-und Nachteile und es liegt auch daran, welche Länder zu welcher Jahreszeit du bereisen möchtest. Wäge also gut ab, für welches System du dich entscheidest.
Strom – Mit Strom wird alles gut
Strom ist kaum noch aus unserem Leben wegzudenken. Vieles geht nur mit Strom. Auf manches kann man zur Not verzichten, aber wenn zum Beispiel über den Laptop gearbeitet werden muss, dann sollte immer Strom zur Verfügung stehen. Im Folgenden gehen wir von einer sechsköpfigen Familie aus (zwei Erwachsene und vier Kinder) und schauen uns die wichtigen Stromverbraucher genauer an.
Stromverbraucher
Als Dauerverbraucher zeigt sich hier zuerst der Kühlschrank (Kompressor), denn er läuft im Grunde die ganze Zeit. Es ist natürlich auch möglich einen Kühlschrank zu kaufen, der auch über Gas laufen kann. Aber wenn an eine Modernisierung des ganzen Energiesystems gedacht wird, ist ein Kompressorkühlschrank die bessere Wahl.
Wenn es zum Kochen kommt und Gas nicht mehr genutzt werden soll, dann ist eine Induktionsplatte zu bevorzugen. Die Wärme wird schnell übertragen und somit kann in kürzerer Zeit vieles erhitzt werden. Auch eine Küchenmaschine, wie zum Beispiel die von Kenwood oder der Thermomix, vereinfacht Vieles in der Küche, um gutes, gesundes Essen mit Zeitersparnis herzustellen. In einer Familie mit Kindern ein echter Helfer.
Dann gibt es noch Verbraucher, wie den Fön und den Staubsauger, welche zwar viel verbrauchen, aber selten lange benutzt werden müssen.
Die Kleidung möchte auch ab und zu gewaschen werden. Besonders wenn du mit Kindern unterwegs bist, wird sich der Kauf einer Waschmaschine und die damit verbundene größere Dimensionierung der Solaranlage und Batterie lohnen. Du musst dann nicht per Hand waschen oder zu den manchmal spärlich platzierten und schlecht anfahrbaren Waschsalons.
Zum Schluss sind noch die kleineren Verbraucher zu bedenken, wie zum Beispiel Notebook, Handy, Lampe, Wasserpumpe etc.
Wenn du weißt, dass du im Sommer auch in heißeren Gebieten sein wirst, kann es sich lohnen auch über eine Klimaanlage nachzudenken. Denn die südlichen Regionen machen es möglich bei ausreichend großer Solaranlage auch an eine Kühlung zu denken. Und in den kälteren Regionen lohnt sich ein Heizungsgebläse über den Strom laufen zu lassen oder eine Umwälzpumpe zum Beispiel von Alde.
Folgende Tabelle zeigt eine Übersicht über die elektrischen Verbraucher und den jeweiligen Tagesverbrauch und den durchschnittlichen Verbrauch pro Woche. Eventuelle Verluste durch den Wechselrichter sind hierbei schon einberechnet.
Gerät |
Leistung in Watt |
Betrieb Stunden (pro Tag bei Einsatz) |
Tagesverbrauch in Watt |
Betriebs häufigkeit pro Woche |
Verbrauch pro Woche |
Thermomix |
1000 Heizen 500 Motor |
1 Std |
400 |
4 |
1600 |
Fön |
1800 |
10 min |
330 |
3 |
1000 |
Staubsauger |
600 |
5 min |
50 |
5 |
250 |
Waschmaschine |
2000 Heizen 200 Motor |
2 Std |
800 |
2 |
1600 |
Kühlschrank kompressor |
100 |
24 Std |
500 |
7 |
3500 |
Notebook |
65 |
4 Std |
260 |
5 |
1300 |
Induktionsplatte |
2000 |
1 Std |
500 |
2 |
1000 |
Womo-Elektrik (Licht, Wasserpumpe) |
5-120 |
3 Std |
150 |
7 |
1050 |
Gesamt |
|
|
2990 |
|
11,3 kw |
-
- Die Technik
Um für die ganzen, obigen Verbraucher sorgen zu können, ist erstens eine richtig dimensionierte Solaranlage nötig und zweitens für die Überbrückung von Peaks und sonnenfreien Tagen ein Batteriespeicher.
Wir rechnen mit einer Solaranlage von insgesamt 1180 Watt. Das gesamte Dach wird somit komplett für die Stromversorgung genutzt. An Wintertagen in Südeuropa sind damit durchschnittlich 1500 Watt pro Tag möglich. Im Sommer sieht das natürlich schon viel freundlicher aus mit 7000 Watt je Tag. Es ist schnell zu erkennen, dass eine Batterie unbedingt nötig ist.
Um mögliche Regentage und auch mögliche Spitzen des Verbrauchs, wie zum Beispiel mit der Waschmaschine zu überbrücken, ist eine Batterie unumgänglich. 560 Ah sollten die Stromversorgung in unserem autarken Wohnmobil sichern können. Sicherlich ist auch eine kleinere Batterie möglich, doch wir wollten auf Nummer sicher gehen und dimensionieren lieber so, dass es ganz sicher auch im schlechtesten Winter ausreichen wird.
Dass es keine Blei Batterie oder Blei-Gel Batterie oder ähnlich sein sollte, müsste klar sein. LiFePO Akkus der neueren Technologie sollten hier erste Wahl sein. Zwar macht sich bei der Dimensionierung der Preis bemerkbar. Es ist jedoch möglich bei ausreichend Zeit und Planungszeitraum eine Batterie zum Beispiel direkt aus China zu bestellen oder eine selber zu bauen. Der Preis wird dabei überschaubar.
Fazit
Ein Wohnmobil in ein autarkes Heim umzuwandeln, ist möglich. Es bedarf einiger Überlegungen und Entscheidungen, die für jede Personen- und Familienkonstellation unterschiedlich sein können. Dann gibt der finanzielle Rahmen einen gewissen Spielraum an Möglichkeiten. Es ist aber für jeden machbar ein autarkes Wohnmobil zu schaffen. Bei weiteren Fragen oder einer Beratung kannst du dich gerne jederzeit an uns wenden.