Freies Lernen als alternative.
Freilernen und andere Wege
Es gibt viele Formen, unseren Kindern „Bildung” beizubringen. Der Begriff „Bildung“ ist ein großer Begriff, der neben kulturtechnischen Fächern, wie Mathematik oder Deutsch, auch Themen, wie Allgemeinbildung, kulturelle Bildung oder eine Art Knigge impliziert.
In diesem Artikel soll es nicht primär um den Bildungsbegriff gehen, sondern eher über die Wege, die wir gehen können, um in den Genuss von Bildung zu kommen.
Der eine Weg wäre der reguläre Schulweg, der in Deutschland bis zum 12. Schuljahr Pflicht ist.
Nicht gerade der schönste Bildungsweg, dennoch der Bildungsweg, den die meisten von uns beschreiten oder schon beschritten haben.
Wählt man eine andere Form des Bildungsweges, fallen Begriffe wie Homeschooling, unschooling, worldschooling oder gar der Bildungsweg des Freilerners. Viele von den Begriffen sind in der Umsetzung ähnlich. Was sie verbindet, ist der Weg weg von der Schulpflicht (oder auch Schulgebäudeanwesenheitspflicht).
Gründe, warum man sich gegen den regulären Schulweg entscheidet, gibt es viele. Die Frage wie man die anderen Bildungswege umsetzen kann, bleibt. Zugebenerweise ist es nicht leicht in Deutschland ein schulfreies Leben zu führen. In einigen anderen Ländern sehen die Bildungswege vielfältiger aus. Da wird von Bildungspflicht (das Kind muss am Ende des Schuljahres eine zielgleiche Prüfung ablegen, darf sich aber zu Hause die Themen über Homeschooling aneignen), gesprochen. Es gibt Länder, da scheint es völlig legal und egal zu sein, ob das Kind jemals eine Schule besucht hat oder sich das Wissen über andere Wege angeeignet hat (also unschooling oder aber auch worldschooling).
Der Weg des Vertrauens
Der Weg des Freilernens ist ein Weg, den man im völligen Vertrauen mit seinem Kind geht. Im Grunde ist das Kind hierbei auch mal sein eigener Lehrer, der durch sein Tun und Sein die nötigen Fähigkeiten und Fertigkeiten erlangt, indem er die Dinge, die ihn zum jeweiligen Zeitpunkt als wichtig und für ihn im Vordergrund erscheint, sich aneignet. Dies kann z.B. durch das Nachahmen oder Ausprobieren geschehen. Auch die Begleitung eines “Mentors” (z.B. Eltern, Geschwister) ist möglich. Das Kind äußert ein Interessensfeld (wie z.B.: „Ich interessiere mich für Piraten.“, “Ich möchte Englisch lernen.”, “Ich möchte Experimente ausprobieren, ein Instrument oder kochen lernen.” usw. ) und der „Mentor“ ermöglicht dem Kind den Zugang zu dem jeweiligen Interessenfeld („Wir probieren es aus“, “Wir kaufen darüber Bücher, recherchieren im Internet, schauen Filme, gehen ins passende Museum.”), wenn das Kind nicht selber schon weiß, wie es die Mittel zum Zweck bekommt.
Wieso ist ein freies Lernen so erfolgreich?
Der Lerneffekt hierbei beim freien Lernen ist enorm, da das Kind von sich aus sein Interesse über die jeweilige Sache geäußert hat und hier sein Wissen/Können vertiefen möchte. Durch diese Selbstbestimmung verankert sich das angeeignete Wissen auf Dauer, im Vergleich zu dem in der Schule vorgegebenen Thema, welches eventuell zu dem Zeitpunkt bei dem Kind überhaupt kein Interesse erweckt hätte. Hierbei wäre der Lernerfolg sehr gering (und wahrscheinlich auch nur auf Knopfdruck einstudiert), da dieses Wissen sehr wahrscheinlich auf Druck in einer Prüfung abgefragt wird. Durch das fehlende Interesse wird das Erlernte nicht im Gehirn auf Dauer abgespeichert, sondern lediglich so lange präsent sein, bis es mit der Prüfung „von einem fällt“.
Wieso haben so viele Kinder und Jugendliche Probleme in der Schule und mit der Schulpflicht?
Jedes Kind lernt anders. Jedes Kind ist trotz einer bestimmten Altersangabe entwicklungstechnisch betrachtet nicht unbedingt auf dem selben Stand wie seine gleichaltrigen Mitschüler. Rechnet man nun noch die soziale Herkunft oder andere Rahmenbedingungen hinzu, kann man sich in etwa ausmalen, dass es absolut unsinnig ist, von allen Kinder im selben Alter im gleichen Schuljahr, die selben Unterrichtsinhalte abzuverlangen.
Diese Lerninhalte sind in den jeweiligen Unterrichtsrichtlinien festgehalten und sollen zielgleich unterrichtet werden.
Das deutsche Bildungssystem hat sich zwar in den letzten Jahren verändert und weiterentwickelt (Stichwort: Inklusion, Schuleingangsuntersuchung, Schuleingangsphase, etc)., jedoch bringen auch diese „auf den individuellen Entwicklungsstand des Kindes ausgelegten Schulstrukturen oder inneren Prozesse in der Schule Probleme und Stigmatisierungen mit sich.
Sicherlich gibt es mittlerweile auch viele „freiere Schulformen“ (diverse Privatschulen, freie Schule, Montessori- oder Waldorfschule), an denen es mit weniger Druck und zielgleichen Unterrichtsmethoden zugeht, jedoch trifft es immer noch nicht den Punkt der Zeit, den Kindern so den Unterrichtsstoff (nämlich alle lernen, zur gleichen Zeit, den selben Unterrichtsstoff) beizubringen. Denn auch die „alternativeren“ Schulen unterliegen dem Staat, der sein Auge auf die inneren „Organe“ hat und natürlich möchte, dass ein gewisser Lernstand durch u.a. Zentralen Abschlußprüfungen erhoben wird.
Der richtige Lerneffekt
Als freilernendes Kind lernt und erfasst man die zu dem Zeitpunkt für das Kind relevanten Themen und Interessen. Das kann schon mit 4 Jahren das Lesen lernen sein oder eben „erst“ mit 9 Jahren. Der Lerneffekt ist aber hierbei der Knackpunkt; Das Kind hat sich für das Thema entschieden und durch das Interesse kommt es zur Verankerung und Vertiefung des Wissensfundus im Gehirn und das Erlernen der Themengebiete. Dieser Fundus wird im Gehirn abgespeichert, weil, salopp gesagt, die Synapsen hierfür offen waren.
Was also, wenn das Kind nun nicht mehr Kind ist, sondern schon ein Teenager oder junger Erwachsener und gerne einen Beruf erlernen oder ein Studium absolvieren möchte?
Was spricht dagegen? Der Lernweg wird erfolgreich sein, da das Interesse und der Wille es zu Erlernen oder zum Lernen da sein wird. Es gibt in den meisten Ländern und auch in Deutschland die Möglichkeit z.B. durch externe Prüfungen, die an diversen Schulen und Schulformen gekoppelt sind, den jeweiligen Abschluss zu machen, den man für den weiteren beruflichen Weg wählen möchte.
Ist denn nun alles schlecht, was in der Schule unterrichtet wird?
Mit Sicherheit nicht. Der Lernerfolg des Kindes hängt von vielen Rahmenbedingungen ab und hierbei steht nicht nur sein Entwicklungsstand oder Interessensfeld im Vordergrund. Außerdem braucht es für einen möglichst großen Lernerfolg natürlich auch das passende Lernumfeld und den richtigen Lehrer. Wo vor zig Jahren die Unterrichtsmethoden und Unterrichtsinhalte noch fad und öde waren, kommen heute ausgebildete Lehrkräfte mit einem Potpurri an Materialien und Methoden daher (natürlich dank einiger Erneuerungen in den Schulen, aber vor allem auch durch das niemals endende Angebot des World Wide Web). Auch die vielen Verlage haben gut aufgerüstet, denn die sind es, die Ihre Unterrichtsmaterialien, Fibeln, Arbeitshefte in die Schulen bringen (nachdem die Schulen immer die Qual der Wahl haben).
Schule als Lernort, wo sich das Kind individuell und gestärkt (für das Leben brauchbare) Themen und oder eben „Bildung“ aneignet, wird es vermutlich niemals in der Form geben, solange es starre, an den Unterrichtsrichtlinien festhaltende, Strukturen gibt. Aber es gibt durchaus nützliche Materialien, die es dem freilernenden Kind in manchen Prozessen des Freilernens leichter und angenehmer machen können.
Du interessiert dich dafür, welche Unterstützung du deinem freilernenden Kind anbieten kannst? Dann kontaktiere mich und ich stehe dir im 1:1 Coaching bei allen Fragen und Umsetzungen zur Seite.
Ich bin Inga, Bloggerin bei Vanlife Universe,
(Diplom Heilpädagogin, Lehrerin für Sonderpädagogik und war zuletzt in der Erwachsenenbildung tätig).
Ich begleite dich und deine Familie gerne bei den Fragen über das Reisen mit der Familie,
Mein Schwerpunkt liegt bei den Themen: Freilernen und alles, was sich darum dreht.